CTB1, auch bekannt als Abell 85 oder der „Seifenblasen-Nebel“, ist ein Supernovaüberrest im Sternbild Cassiopeia. CTB1 ist in der B-Liste des Radioquellenkatalogs des Caltech-Observatoriums katalogisiert. Bei seiner Entdeckung im Jahr 1955 galt CTB1 als Planetarischer Nebel (PN), weshalb Abell ihn als Abell 85 in seinen Katalog planetarischer Nebel aufnahm. Weitere Untersuchungen im Jahr 1971 zeigten, dass CTB1 stattdessen ein Supernova-Überrest ist.
Es handelt sich um die Überreste einer Supernova, die vor etwa 10.000 bis 20.000 Jahren stattgefunden hat. Der Überrest hat einen Durchmesser von etwa 100 Lichtjahren und befindet sich in einer Entfernung von rund 10.000 Lichtjahren von der Erde. CTB1 ist ein Shell-Supernovaüberrest, bei dem die expandierende Schockwelle interstellares Material aufwirbelt. Die Schockfront bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 100 km/s durch das interstellare Medium.
Der Überrest zeigt eine filamentartige Struktur, die auf die Wechselwirkungen mit nicht-homogenen Materiewolken in seiner Umgebung hinweist. In mehreren Wellenlängenbereichen sichtbar, strahlt CTB1 Radiowellen in Form von polarisiertem Synchrotronlicht aus, zeigt Schockfronten in optischen Schmalbandfiltern (z. B. Hα) und emittiert weiche Röntgenstrahlung aufgrund des durch die Schockfronten aufgeheizten Gases. Diese Strahlung bietet wertvolle Einblicke in die Physik der Interaktion zwischen Supernovaüberresten und dem interstellaren Medium.
Ein besonderes Merkmal von CTB1 ist der Pulsar PSR J0002+6216, der mit dem Supernovaüberrest assoziiert ist. Dieser Pulsar ist vermutlich der Überrest des stellaren Kerns der ursprünglichen Supernova. PSR J0002+6216 bewegt sich mit einer außergewöhnlich hohen Geschwindigkeit von etwa 1130 km/s und hat die Schale von CTB1 bereits durchbrochen. Seine Flugbahn führt direkt zurück zum Zentrum des Supernovaüberrests, was darauf hinweist, dass die Supernovaexplosion asymmetrisch war und dem Pulsar einen starken „Kick“ verlieh. Der Pulsar hat eine Rotationsperiode von etwa 0,3 Sekunden und ist in Radiowellen detektierbar. Er gehört zu den schnellsten bekannten Pulsaren, Die Kombination von CTB1 und PSR J0002+6216 liefert wertvolle Informationen über die Dynamik und Nachwirkungen von Supernovaexplosionen sowie über die Wechselwirkungen zwischen Schockwellen und dem interstellaren Medium. Der Pulsar ist nur im Röntgen- beziehungsweise Radiobereich sichtbar.
Bildvorlage
Die Vorlage für die Aufnahme stammt aus dem Buch „Atlas der Sternhaufen und Nebel“ von Michael König und Stefan Binnewies. Sie wurde am Skinakas Observatory in Kreta mit einer Belichtungszeit von jeweils 100 Minuten in H Alpha & O-III beziehungsweise jeweils 37 Minuten für die Farbkanäle RGB mit einem 60cm-Reflektorteleskop aufgenommen.
Meine bis dato längste Schmalband-Belichtung
Während CTB1 in RGB prinzipiell sichtbar ist, ist es aufgrund der Lichtschwäche und des überwiegenden Anteils an Schmalbandemissionen in reinen RGB-Aufnahmen nur schwer zu erkennen. Um die filigranen Details einzufangen, sind Schmalbandaufnahmen die bevorzugte Methode.
Ursprünglich war für die Aufnahme einer Gesamtbelichtungszeit von circa 40 Stunden geplant, schlussendlich sind es 30 Stunden an Belichtung geworden, die tatsächlich für die Integration verwendet werden konnten. Die ersten Single-Frames im ASIAIR liesen die Nebelstrukturen nur erahnen:
Processing
Die Bildbearbeitung für Mono-Aufnahmen gestaltet sich um einiges aufwändiger und ich stehe hier definitiv noch am Anfang. So fehlen in der unten angeführten Darstellung noch die Verbesserung durch den synthetischen Luminanzkanal und der Abgleich der Helligkeiten der Filter. Zur ersten Darstellung wurde die Hubble-Palette verwendet und somit ein Falschfarben-Bild für die Emissionen S-II, H-Alpha und O-III erzeugt (SHO-Bild, siehe Details zur Hubble-Palette unten). Die RGB Kanäle wurden für die farbkorrekte Sternabbildung verwendet. Die erste Aufnahme zeigt die Dominanz von Wasserstoff durch die grüne Farbe.
Erste Ergebnisse
Für die erste wirklich lang belichtete Aufnahme in Schmalbandtechnik bin ich aber überwältigt, welche Details hier von diesem extrem lichtschwachen Objekt aus einer Stadtrandlage zu erzielen sind.
Wird der grüne Kanal durch den PixInsight Prozess SCNR entsprechend abgemindert, erscheint das Bild in der klassischen „goldenen“ Hubble Palette.
Hubble-Palette
Die Hubble-Palette ist eine Falschfarben-Darstellungsmethode, die in der Astrofotografie verwendet wird, um Schmalbanddaten visuell darzustellen. Dabei werden die Emissionslinien spezifischer Gase den RGB-Kanälen wie folgt zugeordnet:
Emission | Farbe (RGB-Kanal) |
---|---|
Schwefel-II (SII) | Rot |
Wasserstoff-Alpha (Hα) | Grün |
Sauerstoff-III (OIII) | Blau |
Merkmale:
- Hervorhebung: Die Methode betont feine Details und chemische Unterschiede in Nebeln.
- Künstliche Farben: Die Farben sind nicht natürlich, sondern dienen der besseren Visualisierung.
- Herkunft: Die Palette wurde ursprünglich vom Hubble-Weltraumteleskop populär gemacht.
Sie eignet sich besonders für Nebel, um komplexe Strukturen und die Verteilung der Elemente darzustellen.