Kein einfaches Target für den Ersteinsatz einer neuen Astrokamera!
Das in 13`Abstand liegende Galaxienpaar (NGC 3718 – die größere, polare Ringgalaxie und die kleinere NGC 3729 – eine Balkenspiralgalaxie) – ist etwa 49 Mio Lichtjahre von uns entfernt und höchstwahrscheinlich gravitativ miteinander wechselwirkend.
Die im Bild rechts von NGC 3718 ersichtlichen 5 kleinen Galaxien sind als „Hickson Group 56“ katalogisiert und sind knapp 400 Mio Lichtjahre entfernt! Höher vergrößerte und auflösendere Aufnahmen zeigen trotz der Entfernung noch eine bläuliche Färbung, was auf die Leuchtkraft von jungen, heißen Sternen zurückzuführen ist (Vgl. KÖNIG, BINNEWIES, S. 330, Bildatlas der Galaxien).
Kamera – Umstieg – Eigenwilligkeiten ASI 294 MC Pro
Ausschlaggebend für Wahl der ASI 294 MC Pro waren die größeren Pixel (4,63 µm) und die größere Fullwell-Capacity (mit 63.700e-) im Vergleich zur ASI 183 MC Pro (2,4 µm, FW=15.000 e-). Mit den größeren Pixel stellt sich nun mit dem f/4-Newton bei 1.000 mm Brennweite ein Sampling von 0,96 „/ Pixel ein, das bei guten Verhältnissen kein Oversampling mehr erzeugen sollte (im Vergleich lag die ASI 183 MC Pro bei 0,5 „/Pixel).
Einige Spezialitäten hat die 294 bekannterweise, die ich natürlich beim Ersteinsatz gleich mal weitgehend außer Acht ließ…Flats gehen nicht mehr automatisch mit dem ASIAIR, hier war das Histogramm erst bei 3ms halbwegs in der Mitte, wobei die Flats dann extrem starkes Banding zeigten. Diverse Foren berichten davon, dass die 294 mit Belichtungszeiten unter 3″ gar nicht zurecht kommt…damit brauch ich wohl einen Dimmer für die Flatfield Box… Auch Bias Frames bringen entsprechend nichts – dafür sollten sogenannte FlatDarks gemacht werden: also Deckel drauf (wie bei den Darks) und die gleiche Belichtungszeit wie bei den Flats wählen – we`ll try next time. Bei den Darks muss auch aufgepasst werden, in jedem Fall keine Dark Optimization (rechnerische Anpassung von unterschiedlichen Sensortemperaturen von Darks und Lights) durchführen, womit die Temperatur des Sensors bei den Darks zwingend mit den Lights zusammenpassen muss.
Mit Bandpassfiltern verträgt sich die 294 auch nicht wirklich, womit H-Alpha Filter vor dem Farbsensor ausscheiden – dies hatte ich aber eh nicht vor. Ob der UV/IR-Cut Filter, den ich beim ersten Mal drauf hatte negative Auswirkungen hat, wird sich noch zeigen. Das nächste Mal versuch ich es mal ohne…
Testbild unkalibriert
Um nun aber trotzdem erste Ergebnisse zu sehen, wurden mal 56 Lights ohne Kalibrierung integriert (WBPP in Pixinsight). Das first light der Galaxiengruppe haut mich jetzt nicht vom Hocker, ist aber dennoch für den ersten Versuch akzeptabel. Versuchseinstellungen waren: Gain 121 (unity gain = 120) bei durchschnittlich -22,4°C Sensortemperatur und einer Belichtungszeit von 4h und 15 min (51 active frames).