NGC 7635 und der planetarische Nebel KjPn 8

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Das prominente Ziel NGC 7635 (Bubble Nebula) hatte ich bereits Mitte Oktober noch mit der ASI 294 MC Pro photographiert (siehe Beitrag). Die HII-Region mit der markanten, ca. 3 Bogenminuten großen Gasblase ist ein vielphotographiertes Ziel. Weniger bekannt und entsprechend auch lichtschwächer ist der planetarische Nebel KjPn8, der sich auf der u.a. Aufnahme rund 50 Bogenminuten entfernt, im linken unteren Quadranten befindet.

Eine ausführliche Beschreibung des PN findet sich zudem im VdS-Journal, Nr. 52 (S. 39-42)

KjPn8

Die Entdecker des planetarischen Nebels KjPn8 waren Elma S. Parsamian und Misha A. Kazarian, zwei armenische Astronomen, die maßgeblich an der Entdeckung und Katalogisierung planetarischer Nebel beteiligt waren. Im Jahr 1978 veröffentlichten sie ihre Ergebnisse und fügten den Katalog planetarischer Nebel eine Reihe von neuen Entdeckungen hinzu, darunter auch den Nebel KjPn8 (auch im 1972 erstellten Katalog von Lubos Kohoutek als K3-89 genannt).

KjPn8, wie viele andere planetarische Nebel, entstand vermutlich durch die Abstoßung der äußeren Schichten eines sterbenden Sterns, der nun als weißer Zwerg zurückgeblieben ist. Das Studium dieser Objekte trägt wesentlich dazu bei, die physikalischen Prozesse zu verstehen, die den Übergang eines Sterns in seine Endphase begleiten und die chemischen Elemente verteilen, die später die Grundlage für die Entstehung von Planeten und Leben bieten.

Formation einer mehrpoligen Struktur

Die relative Größe beträgt etwa 14 x 4 Bogenminuten, womit KjPn 8 die größte bekannte polypolare Struktur darstellt, die mit einem planetarischen Nebel in Verbindung steht. Symmetrisch zu seinem Zentrum leuchten zwei Bereiche, die Verdichtungen darstellen. Während bei vielen planetarischen Nebeln im Zentrum ein blau leuchtender weißer Zwergstern zu beobachten ist, hat das Hubble Weltraumteleskop im Jahr 2000 einen circa 4 × 2 Sekunden großen elliptischen Ring aufgelöst. Erst mit den HST-Aufnahmen konnte an dieser Stelle die Natur eines Zentralsterns bisher unbekannten Typs enthüllt werden. Der Stern ist von einem kompakten Nebelkern umgeben, der in den Aufnahmen in einen nur 5,2“ x 2,7“ großen, jungen elliptischen Ring aufgelöst werden konnte, der sich langsam mit derzeit nur 16 km/s ausdehnt. Dieser Ring ist die ionisierte innere Region einer größeren Struktur aus molekularem CO und H, welche dieselbe Ausrichtung wie der ionisierte zentrale Ring hat (siehe u.a Ausschnittsvergrößerung 12″ x 12″).

Ausgehend von diesem Zentrum bewegen sich die zwei als hell leuchtende Verdichtungen zu sehenden Bereiche mit einer Geschwindigkeit von 300 km/s. Die spezielle Form des planetarischen Nebels hat sich zunächst durch einen bipolaren Ausstoß vor circa 50.000 Jahren entwickelt, wobei die beiden größeren Gasblasen horizontal freigesetzt wurden. Die beiden hell leuchtenden Verdichtungsbereiche gehen auf ein Ereignis zurück das circa 3200 Jahre zurückliegt. Das Schnelle expandierende Material ist dabei auf die schon früher entstandenen größeren Gasblasen getroffen, deren Geschwindigkeit deutlich geringer war.

Deep H-alpha frame with bright nebula core (ground-based image), LOPEZ et al (2000), ApJ, p. 235,

Bildvorlage

Im Bildatlas der Sternhaufen und Nebel von König und Binnewies (2023) findet sich eine Aufnahme des Skinakas Observatory auf Kreta mit einem 60 cm Reflektor Teleskop. Die Belichtung erfolgte vorwiegend in H-Alpha (6 Stunden) sowie in den Filtern Grün und Blau jeweils 1 Stunde. Der Bildausschnitt (links oben) zeigt das lediglich 4 × 2 Bogensekunden elliptische Zentrum des PN in einer Nachbearbeitung der Bildautoren.

KjPn8 – Binnewies/Pöpsel (Skinakas Observatory, Crete)

2 Aufnahmesessions 16.12.2024 und 02.01.2025

Innerhalb von zwei Nächten konnte ich insgesamt 15,25 Stunden in Schmalband (SHO) und jeweils 1 Stunde in RGB belichten. damit waren für die Integration in WBPP (PixInsight) mehr als 15 Stunden Belichtungszeit verfügbar (lediglich 8 Frames mussten aussortiert werden, Blink, SFS)

SHO+RGB-Aufnahme

Der Workflow für die Bildbearbeitung der Schmalbanddaten ist noch nicht ganz rund. Die Ergebnisse scheinen für mich schlussendlich immer noch zu „unscharf“. Das Stretching von SHO-Daten ist auch eine Challenge für sich und die Background Extraktion bzw. Normalization haut net wirklich hin …

KjPn8 im Detail

Das eigentliche Ziel der Aufnahmen war KjPn8, dessen Struktur besser auf der invertierten Aufnahme zu sehen ist. Die elliptische Struktur im Zentrum konnte noch nicht aufgelöst werden. Die in Längsachse C1-C1 verlaufenden schwachen Strukturen sind aber ansatzweise sichtbar geworden. Auch der deutlich rot leuchtende Zentralstern ist gut zu erkennen. Für die Strukturen sind aber noch einige Stunden an H-Alpha (bzw. eigentlich N-II) notwendig, auch sollte der PN für bessere Ergebnisse dann auch in der Bildmitte der Frames platziert werden.